10.06.2021
Die Sana Kliniken AG ist einer der größten Gesundheitskonzerne in Deutschland, mit rund 36.000 Mitarbeitenden in über 90 Einrichtungen an verschiedensten Standorten, darunter 54 Kliniken. Der Geschäftsbetrieb der in Ismaning bei München beheimateten Unternehmensgruppe ist vielfältig: Von der Prävention über ambulante und akutstationäre Versorgung bis zur Hilfsmittelversorgung verfolgt Sana das Ziel einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung. Zudem unterhält man mit mehr als 400 Kliniken den größten Einkaufsverbund für Krankenhäuser in Europa. Die Sana Kliniken AG sieht sich als integrierter Gesundheitsdienstleister, der zentral organisiert, aber sehr viel Verantwortung in den Häusern vor Ort belässt. Das bedeutet: viel Kommunikation. Grundsätzlich verläuft die Kommunikation zentraler Themen Top-Down, d.h. von der Holding/Vorstand über die Regionalgeschäftsführer, die Geschäftsführer der Einrichtungen, die Chefärzte, Pflegedirektoren bis hin zur operativen Ebene in den Krankenhäusern. Das macht besondere Rahmenbedingungen für die Kommunikation mit den Kolleginnen notwendig.
Christoph Thurmaier, Referent des Vorstands: »Diese Kommunikationskette ist aufwändig und nicht immer der effizienteste Weg.« Deshalb war das Unternehmen dazu übergegangen, sich in Regionalkonferenzen direkt mit den operativ Verantwortlichen auszutauschen. Dann kam Corona, und auch Sana ersetzte viele Dienstreisen durch virtuelle Treffen in MS Teams. Aber ein geeignetes Medium, um mehrere hundert Personen auf einmal z.B. während eines Kongresses anzusprechen, war das eben auch nicht. »Wir haben dann angefangen, mit einem professionellen Veranstaltungsmanager zu arbeiten, der uns hier für jede Großveranstaltung ein kleines Studio aufgebaut hat. Mit allem, was alles gebraucht wird – Licht, Kameras, Ton – für Veranstaltungen von etwa 90 Minuten. Weil sich jedoch abzeichnete, dass wir immer häufiger auf diese Weise mit verschiedenen Gruppen direkt kommunizieren würden, mit Pflegekräften, Ärzten, Führungskräften und Mitarbeitern vor Ort, hatte sich der Vorstand für ein eigenes Studio entschieden. Christoph Thurmaier weiter: »Nicht zuletzt hat uns die Corona-Pandemie gezeigt, dass wir über ein eigenes Studio in Zukunft mehr Veranstaltungen durchführen und schneller in einen direkten Austausch mit den verschiedenen Stakeholdern gehen können.«
Nach einer großen Veranstaltung im November 2020, die zusammen mit einem externen Dienstleister durchgeführt wurde, begann man sich bei Sana intensiver mit der Frage zu beschäftigen, ob man einen Rahmenvertrag für ein immer wieder aufzubauendes mobiles Studio schließen wolle oder doch besser ein eigenes Studio einrichten sollte. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile, der internen Ressourcen, der Kosten, der Gestaltungsmöglichkeiten und auch der dann vorhandenen höheren Flexibilität gab der Vorstand im Januar 2021 das Projekt offiziell frei.
»Nachdem wir im Markt einige Angebote eingeholt hatten, die preislich unseren vorgesehenen Rahmen sprengten, haben wir dann zusammen mit Stefan Deigmann, der für uns schon seit einigen Jahren die Kameraführung und den Bildschnitt für diverse Projekte übernommen hatte, selbst ein Konzept erstellt. Dieses wurde immer wieder verfeinert und angepasst, so dass es im Großen und Ganzen Ende Januar 2021 stand.« Ein bereits vorhandener Raum musste komplett umgebaut und adaptiert werden. Um etwa 15 bis 20 cm mehr Höhe zu bekommen, wurde eine abgehängte Decke herausgenommen. In die vorhandenen 49 m² große Fläche wurden zusätzlich Hohlkehlen und eine Greenscreen-Ecke eingebaut. Ein Messebauer stellte entsprechende Studiomöbel her. Aufgrund der coronabedingten schwierigen Auftragslage im Messebau hatte er sogar kurzfristig Zeit dazu.
Auf der anderen Seite entstanden durch die Corona-Krise zuvor nicht gekannte Anforderungen: viele Geräte waren aufgrund der geradezu explodierenden Nachfrage für die Infrastruktur virtueller Konferenzen schwer zu bekommen. Zudem waren die Lieferketten in einer globalisierten Weltwirtschaft spürbar eingeschränkt, viele Bänder standen still. So kam es, dass das Studio zunächst mit Kameras eingeweiht wurde, die Stefan Deigmann aus seinem Geräte-Fundus mitgebracht hatte.
Eine weitere Vorgabe war, nicht immer neu einleuchten zu müssen, wenn sich einmal zwei, oder einmal fünf Personen im Studio vor den Kameras befanden. Angesichts der begrenzten Raumgröße und vor allem der niedrigen Deckenhöhe von 2,60 m, stellte dies durchaus eine Herausforderung dar.
Nach verschiedenen Versuchen riet man Stefan Deigmann bei BPM in Hamburg, sich doch direkt an die in München beheimatete Dedo Weigert Film zu wenden, da diese praktisch vor Ort sei. »Dort war man sofort sehr kooperativ und hat gesagt, sie kommen vorbei und bringen einfach mal ein bisschen mit. Die letzte Leuchte, die wir getestet haben, war dann die am besten geeignete, mit einem sehr flächigen Licht. In der heutigen Zeit war es richtig Glück, dass sogar sieben Stück davon auf Lager waren, die wir dann auch gleich geordert haben«, erzählt Stefan Deigmann. Bereits vorhandene, per DMX steuerbare Bicolor-Leuchten von Walimex wurden ebenfalls integriert, und sind jetzt für Spitzlichter zuständig. »Mit den Ledgo-Leuchten konnten wir nicht nur ein schöneres, sondern auch für die Referenten angenehmeres Licht machen, wenn sie vor der Kamera stehen. Bei den ersten Produktionen waren dann auch alle begeistert vom Licht.«
»Sehr kurzfristig kamen Fred Settmacher und Franz Koch von Dedo Weigert Film mit dem kompletten Equipment vorbei und haben die Leuchten in unserem Sudio aufgebaut. Wir waren dann ziemlich begeistert, weil das ein Licht ist, das nach Studio aussieht, und gleichzeitig die Flexibilität gibt, dass möglichst viele Leute gut ausgeleuchtet sind. Wir haben dann kurzfristig entschieden, sieben Stück zu kaufen, zumal man die bei Dedo Weigert sogar auf Lager hatte,« erklärt Christoph Thurmaier.
Franz Koch: »Die Anforderung war, dass in dem Raum zwei Tische vorhanden sein sollten, an denen zwei bis drei Personen stehen können, die dann mit vier Kameras gedreht werden. Der Raum ist verhältnismäßig klein, aber das größte Problem stellte die für ein Studio recht niedrige Decke dar. Da konnte man schnell die Leuchten in der Kamera mit der Halbtotalen sehen.«
»Wir haben mehrere Leuchten ausprobiert und der Kunde hat sich dann für die Ledgo LG-S150M entschieden. Das sind 150W-Tageslicht-Leuchten mit einem Abstrahlwinkel von 120°, die ein sehr gleichmäßiges und helles Licht geben, ohne Diffusoren zu benötigen. Sie verfügen über DMX und sind aufgrund ihrer passiven Kühlung auch sehr leise.« Die Leuchten gäbe es zwar auch in der Version LG-S150MC als Bicolor, aber diese waren nicht in ausreichender Stückzahl auf Lager gewesen. »In die vorhandenen Tische sind LED-Leuchten mit 4000 K eingebaut. »Deshalb haben wir die Ledgos mit einem Viertel Farbkorrekturfolie angepasst. Das sieht jetzt auch gut aus und bei Sana war man damit sehr zufrieden«, so Franz Koch weiter.
Wegen der geringen Deckenhöhe kürzte man bei Dedo Weigert Film die Befestigungszapfen der Ledgos, wodurch noch einmal 10 cm gewonnen werden konnten.
Primär ist das Studio für die interne Kommunikation gedacht. Hier zählen die Geschäftsführer, die Pflegedirektoren oder die Chefärzte zu den Hauptzielgruppen, mit denen der Vorstand direkt kommuniziert, weil diese in den Kliniken Multiplikatoren für die anstehenden Themen darstellen. Dann gibt es die medizinischen Fachgruppen, z.B. Herz, Chirurgie oder Urologie. »Vor Corona sind die Chefärzte der 54 Kliniken in der Regel zweimal im Jahr physisch zu Fachgruppentagungen zusammengekommen, haben sich zu verschiedenen medizinischen Themen ausgetauscht und beraten. Hier ging es um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, aber auch um im Verhältnis dazu ganz alltägliche Dinge wie Personalentwicklung «, erzählt der Vorstandsreferent. »Wir müssen auch mit der Politik immer wieder in einen Dialog treten.« So hatte Sana Bürgermeister, Landräte und Bundestagsabgeordnete eingeladen, um sich über das Krankenhaus-Zukunftsgesetz auszutauschen. »Es ist eben wichtig, beiden Seiten zu vermitteln, wie die Politiker das Thema sehen, und wie wir es in der Praxis sehen.« Auch Teile für das eine oder andere Werbe- und Erklärvideo können hier vor Greenscreen oder real gedreht werden.
Etwa 60 Prozent der Mitarbeitenden der Sana Kiniken AG arbeiten in der Pflege. Auch können bpsw. im Rahmen ihrer Arbeit nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen und kommunizieren, so wie dies etwa in einem Verwaltungsapparat üblich ist. Deshalb hat Sana eine Mitarbeiter-App eingeführt, über die sich die Personengruppen informieren können. Auch hierfür wird es das eine oder andere Video geben. »Das lässt sich im Studio jetzt um einiges professioneller produzieren als vor einer weißen Wand«, meint Christoph Thurmaier.
Zur Unternehmensstrategie des Vorstandes und des CEO Thomas Lemke gehört es, dass Sana ein Vorreiter der Digitalisierung im Krankenhauswesen ist. Sana Digital arbeitet eng mit Startups zusammen, unterstützt sie, geht mit ihnen Kooperationen ein. In diesem Rahmen werden auch Produkte praxisnah in einzelnen Kliniken getestet, um sie dann in der Fläche auszurollen. So können mit FundamentalVR Operationen wie bei einem Flugsimulator trainiert werden. In der Entwicklung befindet sich auch ein VR-System, mit dem operationstechnische Assistenten z.B. im Hinblick auf eine reibungslose und präzise Zusammenarbeit bei einer OP geschult werden können.
»Es gibt auch Entwicklungen in der Wunddokumentation – eigentlich überall, wo wir merken, dass wir damit das Leben in der Pflege und der Ärzte erleichtern können, damit mehr Zeit für die Patienten bleibt. Das Studio ist zwar nicht direkt mit Sana Digital verknüpft, hat aber durchaus mit der Unternehmens-Philosophie zu tun«, so Christoph Thurmaier.
Mit dem eigentlichen Bau des Studios wurde Mitte Februar begonnen. Am 28. April startete Sana dann mit der ersten Live-Übertragung. »Bei der ersten Produktion mit dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Lemke und der Finanzvorständin Irmgard Wübbeling hatten wir drei Kameras, eine Halbtotale mit beiden und dann jeweils eine Nahaufnahme. Die habe ich einfach umgeschnitten und so benötigten wir keine Kamera-Operatoren. Bei mehreren Personen im Studio schwenken Mitarbeiter die Kameras zwischen den Personen hin und her. Das geht gut so«, erzählt Stefan Deigmann.
»Durch die Hohlkehlen wirkt der Raum im Bild viel größer. Die Leute, die sich das hier vor Ort angeschaut haben, sind verblüfft, wie klein er in Wirklichkeit ist.« Der Greenscreen war zuerst einmal nicht für Live-Produktionen gedacht, sondern für Aufnahmen, die Stefan Deigmann in Blackmagic DaVinci Resolve mit einem Post-Produktionsprogramm zusammenbauen bzw. schneiden kann. »Da habe ich alles unter einem Dach und eine sehr gute Farbkorrektur«. Relativ bald nach den ersten Produktionen fand Stefan Deigmanns Team dann auch Wege, Live-Sendungen mit fest eingestellten Kameraperspektiven vor Green-Screen machen zu können.
Live-Übertragungen ins Internet, wenn auch mit etwa 20 bis 30 Sek. Verzögerung, haben für den Vorstand den Vorteil, dass man vom Publikum über Chat-Funktionen Fragen bzw. Rückmeldungen bekommt, die sofort redaktionell betreut werden und eine direkte Kommunikation und Dialog entsteht. Die Fragen können im Studio auf große Monitore übertragen werden, sodass die Referenten sie lesen und darauf reagieren können.
Die Kamera-Bilder schneidet Stefan Deigmann in der Video-Live-Streaming-Software vMix, zwei DeckLink-Capture-Karten von Blackmagic stellen die notwendigen SDI- und HDMI-Ein- und Ausgänge zur Verfügung. »Damit können wir sehr viel auf einfache Weise machen, z.B. Videos einspielen oder Powerpoint-Präsentationen einbinden. Man kann auch gleichzeitig verschiedene Mixes ausgeben, z.B. Extra-Mischungen für die Monitore im Studio.« Das System hat auch eine Datenbank-Anbindung, über die externe Daten integriert werden können, wie z.B. die Rückmeldungen der Zuschauer. »Sehr praktisch ist auch das Stream Deck von Elgato und seine Companion-Software.« Das hat Stefan Deigmann so programmiert, dass Funktionen verschiedener Programme auf Tasten gelegt sind, sodass per Tastendruck gleichzeitig mehrere Abläufe ausgelöst werden können, etwa dass eine Kamera und auch der dazu gehörende Ton eingeblendet wird. »Das ist essenziell, wenn man ein Studio allein oder zu zweit fahren soll.«
Stefan Deigmann hat im Studio praktisch die gesamte technische Installation durchgeführt, vom Ton über den Aufbau der Bildmischer, die Verkabelung und viele weitere Arbeitsschritte und technische Lösungen. Bei den bisherigen Produktionen war er in erster Linie für die Bildmischung bzw. Regie zuständig. Das soll bei größeren Projekten auch in Zukunft so sein, bei kleineren internen Veranstaltungen sollen Mitarbeiter nach einer Einweisung vorprogrammierte Kamerafahrten vom Regieraum aus abfahren. Bis die neu angekündigten PTZ-Kameras von Canon ausgeliefert werden, greift Stefan Deigmann auf seine eigenen 4K-Kameras von Blackmagic zurück.
Produziert wird im Studio sehr wahrscheinlich noch länger in HD. Stefan Deigmann: »HD ist schon nötig, und für die Möglichkeiten des menschlichen Auges stellt es eine gute Auflösung dar. Alles, was darüber ist, ist absoluter Luxus, und alles darunter ist sichtbar schlechter. Mittlerweile auch im Internet.«
Für die nächste Zeit hat Stefan Deigmann noch einige Ideen. So will er die Leuchten per DMX steuern, um je nachdem, wie viele Personen im Studio sind, noch Anpassungen vorprogrammieren zu können, oder um z.B. am Beginn oder am Ende einer Übertragung zur optischen Unterstützung die Lichtsituation zu verändern. Schön fände er auch, wenn die vierte Kamera sich durch einen automatisierten Jib-Arm bzw. Slider als Totale ein wenig bewegen könnte.
Einen Tipp hätte Franz Koch noch: »Wenn Kunden bereits in der Planungsphase einfach bei uns anrufen, lassen sich viele Dinge schon vorher klären und so manches spürbar unkomplizierter gestalten.«
Christoph Thurmaier: »Das war zwar auch für Dedo Weigert Film eine Herausforderung, aber die Experten haben das wirklich gut gelöst. Wir haben jetzt ein professionelles Studio, in dem wir auch mit unseren Kunden, der Industrie, sowie internen und externen Stakeholdern in einen direkten Austausch treten können.«
Farbtemperatur: | 5600 K |
Leistung: | 150W |
Abstrahlwinkel: | 120° |
Lichtleistung: | 617 LUX / 57 fc bei 3 m / 9.8' |
Farbwiedergabeindex: | CRI 95, TLCI 94+, Ra95+ |
Stromversorgung: | 48 V DC, 3,34 A, 100-240 V AC, passive KühlungAlternativ: Dual V-Mount Plates für optionale Sony V-Lock Akkus |
Steuerung: | WiFi, 2,4 GHz, DMX und Dimmer |
Abmessungen: | 548 x 609 x 148 mm |
Gewicht: | ca. 6,7 kg |